Liebe Juni,

ja, natürlich werde ich Deine Frage beantworten:

Dieser Text ist von mir wie eine Maschine konstruiert worden – durchaus etwas Neues für mich. Er schrieb sich zwar auch flüssig und schnell, aber eben von Anfang an mit einem Bauplan. Oder vielleicht besser: als Versuchsanordnung.

Aber ich kenne Patrick eben nicht – das mußt Du endlich verstehen -, auch nicht durch das, was Du über ihn schreibst. Ich kenne durch Dich einige seiner sehr schmerzlichen Erinnerungen. Und vielleicht möchte ich ihn auch nicht kennen – ich weiß nicht, ob ich ihm überhaupt begegnen wollen würde, wenn er noch da wäre.

Ich schrieb Dir ja schon, daß nach einer Nacht dieser Gedanke bei mir auftauchte: Der Mann muß aus dem See raus!

Und dann? Was würde ich jetzt mit dieser Figur anfangen?

Wäre es möglich, ihr ein „Obdach“ zu geben, wie mein Freund geschrieben hat; eine Möglichkeit, alle ihre Bedürfnisse zu erfüllen – ohne Konditionen? Ist eine solche Beziehung bzw. Nicht-Beziehung denk- bzw. schreibbar? Ohne etwas über das innere Leben der Figuren zu erzählen. Ohne innere Monologe, ohne Bewertungen, ohne Reflektion. (Fast) nur im konkreten Außen?

Außerdem stellte sich dann heraus, daß ich damit beinahe einen Krimi schreiben könnte – jedenfalls etwas, was in der Nähe davon ist. Mit diesem Gedanken habe ich das Foto von der Frau erfunden, das der tote Mann bei sich hat.

Ich weiß, daß es für Dich schwer sein muß, meinen Text im Zusammenhang mit Patrick zu lesen, weil Du auf eine ganz andere Weise gerade jetzt sehr intensiv mit ihm zu tun hast. Aber ich hatte gehofft, Du würdest das, was ich geschrieben habe, als Geschenk empfinden können.

Du hast mir noch gar nicht erzählt, woher ihr euch eigentlich kennt – das ist mir jetzt erst aufgefallen, als ich all Deine Nachrichten noch einmal gelesen habe.

Sei fest umarmt von Deiner Clara!